Zeichnungen Grafit auf Papier, Format 70x100 cm, Copyright Thomas Autering 

Reduktion, Modulation, Überlagerung, großzügige Gesten und spontane Entwicklung

Text Peter Neuhaus, Menden

Die Grafitzeichnungen von Thomas Autering sind skizzenhaft, deutlich und kraftvoll. Auf den weißen Papieren erkennen wir Motive, Linien, Flächen, Schwünge, Liniengespinste, Verdichtungen, Schraffuren, Zeichnung und Überzeichnung. Manchmal ist da auch etwas graue Fläche unter allem Erkenn-bar, eine Lavierung, etwas Hingeschummertes. Manchmal zeigt sich etwas, oft scheint in den Zeichnungen allerlei verborgen. Wir erkennen, ahnen und verstehen. Thomas Autering zeigt uns vor allem - ja, was zeigt er uns eigentlich? Südenglische Landschaften? Barocke Stillleben? Allerlei Sinnhaftes zum Werden und Vergehen? Nein, nichts von alledem - Thomas Autering zeigt uns in seinen Zeichnungen schlicht und einfach Körper. Zu "schlicht und einfach" wird noch einiges zu sagen sein, bleiben wir jetzt zunächst mal beim Körper. Was ist der Mensch, was ist das Tier - nur ein paar Striche auf Papier. So spricht der große weise FW Bernstein - und als wäre dieser kleine Vers Wirklichkeit, schafft Thomas Autering mit seinen Zeichnungen das immer wieder verblüffende Zeichnerei Mirakel: ein paar Linien, zunächst wenige, dann viele, führen uns zu etwas hin, umreißen, umkreisen - und wir erkennen schon im Überblick: Körper. Die Pflanze, der Mensch, das Tier, das Ding. Gesehen, erahnt, ausgedacht. Frei ist der Mensch, frei ist die Hand, die den Grafitstift führt.

 

Was simpel scheint, ist jedoch allerhand: Papier wird hier zum Raum, Grafit wird hier zum Körper. Linien weisen uns den Weg, leiten unser Auge. Die Verdichtungen, die das tiefste Schwarz in seinen Bildern schaffen, sind nicht etwa flach, sondern Sie sind Struktur, sind Netz und Gewebe. Und so bleibt auch in der tiefsten Scham, der dunkelsten Höhle dem lichtlosesten Eckchen auf seinen Bildern stets noch Organisches, bleibt Atem, Haut und Haar.

 

Wenn Thomas Autering zeichnend etwas abbildet, scheint er mit dem öligen, weichen Grafitstift auf einer Art Suche zu sein. Auf der Suche nach Form und Begrenzung, Körper und Textur. Hier treffen sich Linien zu Flächen. Sie verdichten sich, überlagern sich und bilden Schichten, die wiederum im tiefsten Schwarz fast schon wieder körperlich sind, hier wird das Material zum Körper, es zeigt Spuren der Bearbeitung, Riefen und Spuren im Grafit.

 

Vom Suchen zum Finden führt der Weg den Designer Thomas Autering. In seiner Arbeit wie auch in seiner Kunst. Hier, in seinen Zeichnungen jedoch darf Freiraum bleiben für das Suchen. Hier scheinen die Fragen wichtiger als die Antworten. Hier geht es nicht um Wirklichkeiten, nicht um Realisierbarkeit. Hier realisieren sich das Fragen und das Suchen selbst. Wir können dabei zusehen. Denn die Zeichnungen zeigen uns stets ihren Entwicklungsprozess, sind ihr eigenes Protokoll.